Narrentross unterwegs
Bevor es mit der närrischen Kampagne in Germersheim richtig los geht, haben die Elferräte und die Prinzenfamilie des Karnevalvereins "Die Rhoischnooke" jede Menge Termine. In teils kleineren, teils größeren Abordnungen machen sich die Rheinstadtnarren auf den Weg, um befreundete Karnevalvereine bei deren Ordensfesten zu besuchen. Selbst größere Entfernungen schrecken sie dabei nicht ab. Am vergangenen Wochenende waren insgesamt 38 Aktive des Vereins unterwegs, um in Wiesenbach bei Sinsheim und danach in Schifferstadt den dortigen Karnevalvereinen ihre Referenz zu erweisen. Dabei trat in Wiesenbach auch als "Gastgeschenk" die Schutanzgruppe der Juniorengarde auf. Schon am kommenden Wochenende sind von Freitag bis Sonntag wieder insgesamt 5 Termine angesagt. Die Rhoischnooke sind bei auswärtigen Ordensfesten immer gern gesehene Gäste, da mit ihrem Erscheinen stets für Stimmung gesorgt ist. Dies trägt natürlich auch mit dazu bei, dass das eigene Ordensfest (am 09.01.2010) immer beliebter wird und bald aus allen Nähten platzt. Weitere Gründe, die das Germersheimer Ordensfest so beliebt machen, sind ein gutes, straff geführtes Programm und natürlich die "Aftershow-Party" in der Bar.
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus
Die Rhoischnooke und das St. Paulusstift- eine außergewöhnliche Situation
Jedes Jahr in der Karnevalszeit (seit 2003) steht für viele Bewohner und Bewohnerinnen und ihre begleitenden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ein besonderes Ereignis an: Die Familienprunksitzung bei den „Rhoischnooke“ in Germersheim.
Wie viele Feste im Jahreskreis wird auch die Fastnacht im St. Paulusstift lustvoll und auf vielfältige Art gefeiert. Doch das Karneval-Feiern in Germersheim ist etwas Besonderes.
Die Aufregung beginnt schon Wochen vorher mit der Planung: „Wer kann und will denn diesmal mit?“ „Wie können wir den Dienstplan so gestalten, dass möglichst viele Mitarbeiter/innen die geistig behinderten Menschen begleiten können ?“ Und die wichtigste Frage: „Als was verkleide ich mich denn in diesem Jahr?“
Wenn am Tag der Familienprunksitzung irgendwann der Bus der Firma Pfadt ankommt (die Kosten werden freundlicherweise vom KVG übernommen), dann vibriert die Eingangshalle des St. Paulusstiftes vor Vorfreude, denn es versammeln sich jedes Jahr ca. 70 Bewohnerinnen und Mitarbeiter/innen, die der Einladung der „Rhoischnooke“ Folge leisten. Alle sind kostümiert, viele geschminkt und die Stimmung ist auch deshalb so fröhlich, weil die meisten Teilnehmer/innen wissen, dass sie sehr herzlich aufgenommen werden – das war von Anfang an so.
Während der Prunksitzung nehmen die Paulusstiftler auf ihre Art und Weise mit großer Begeisterung an allem teil. Auch für Menschen, die vorher noch keinen Kontakt mit geistig behinderten Menschen hatten ist offensichtlich, wie viel Spaß und Ausgelassenheit hier miteinander geteilt wird.
Als kleines „Dankeschön“ bringen die MitarbeiterInnen des St. Paulusstiftes immer selbst gemachten Kuchen mit und die Küche des St. Paulusstiftes spendiert „Berliner“.
Es ist ein unkompliziertes und selbstverständlich gewordenes Geben und Nehmen, was anlässlich dieser Prunksitzung mit Menschen der beiden Institutionen statt findet. Und jedes Mal vergewissern sich die Bewohnerinnen des St. Paulusstiftes, ob sie denn wieder kommen dürfen: „Weil es doch sooo schön ist, bei euch in Germersheim.“
Aus Sicht der Leitung des St. Paulusstiftes ist es natürlich sehr wünschenswert, dass dieses beachtenswerte soziale Engagement des KVG Vorbild für andere Vereine ist: Denn die Rhoischnooke leisten nachahmenswertes bürgerschaftliches Engagement bei der Integration von Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft.
Und während in den letzten Jahren zwischen dem St. Paulusstift und anderen regionalen Institutionen Treffen und Zusammenarbeit entstehen und sich entwickeln, wächst das Gemeinsame zwischen Germersheim und Herxheim, denn die Mitarbeiterinnen des St. Paulusstiftes halfen schon bei Veranstaltungen des KVG und Mitglieder des KVG unterstützten das St. Paulusstift bei Sommerfesten und Adventsfeiern.
Es gab Auftritte verschiedener Gruppierungen des KVG bei Festen des St. Paulusstiftes und richtig legendär sind und heftig beklatscht wurden jedes Jahr neu die Auftritte der „Golden Girls“ während der Rosenmontagsfeier im St. Paulusstift.
Vielleicht ist dies ja das Geheimnis der jetzt sieben Jahre währenden Kooperation, dass man miteinander – ohne Vorbehalt – voller Vergnügen und mit Lust feiert und sich ganz närrisch darüber freut, das Leben mit anderen Menschen zu teilen.
Das St. Paulusstift Herxheim wünscht „unseren Rhoischnooke“, dem KV-Germersheim weitere 50 Jahre begeistertes Faschingfeiern in denen die Lebensfreude ansteckend ist – über die Vereinsgrenzen hinaus.
Gez.: Friedel Ramser-Plöger
Pädagogische
Leiterin/St. Paulusstift
Halligalli uff de Gass
Zünftig begann die närrische Jubiläumskampagne 2009/2010 pünktlich am 11.11. um 11:11 Uhr auf dem Nardiniplatz. Der Sitzungspräsident Christian Cambeis eröffnete das Spektakel und ließ erstmals in der neuen Session die Anwesenden ein „dreifach donnerndes HELAU“ anstimmen. Bei Stimmungsmusik, Sekt und Krapfen für die Bevölkerung war der Elferrat den ganzen Tag vor Ort, bis es dann um 16:30 Uhr richtig zur Sache ging. Mit einem Riesenaufgebot an Garden, Elferräten und weiteren Aktiven machte sich der Zug vom Königsplatz über die Ludwigstraße auf den Weg zum Nardiniplatz. Unterstützung fanden die Rhoischnooke von der Jugendfeuerwehr, die den Zug als Fackelträger begleiteten und von einer Truppe Landsknechte aus Böhl-Iggelheim, die immer wieder mit lautem Knall ihre mitgeführte Kanone abschoss. Mit viel Radau aus Trillerpfeifen, Tröten und anderen Lärmgeräten erreichte man den Platz. Hier wurden vom Elferratspräsidenten Ingo Schneider umgehend die Elferräte in das Stadthaus geschickt, um den Bürgermeister und die Beigeordneten vorzuführen. Durch ein Spalier von Fackelträgern und Gardetänzerinnen wurden die Stadtoberen dann gefesselt auf die Bühne geführt. Dort fand zunächst die Inthronisation des Prinzenpaares Isabell I. von Tanzonien aus dem Haus des guten Sterns (Isabell Cambeis) und Prinz Christian I. der Vollstrecker aus dem Hause der Stadt (Christian Cambeis), sowie, erstmals in der Geschichte der Rhoischnooke, der Kinderprinzessein Alisia I. die quirlige Tanzmaus aus der Dynastie derer von Schambes (Alisia Cambeis) statt. Nach deren Proklamation übernahm der Elferratspräsident die Amtsgeschäfte des Bürgermeisters und der Sitzungspräsident die der Beigeordneten. Der Stadtrat wurde vom Elferrat abgelöst. Nach der Übergabe von Stadtschlüssel und – wieder einmal leerem – Stadtsäckel ergab sich Bürgermeister Hänlein in sein Schicksal und „dankte“ ab. Mit dem Auftritt der Schautanzgruppe aus Junioren- und Festungsgarde, sowie der Guggemusik „Schbargelbatscha“ aus Graben-Neudorf wurde das Programm abgerundet. Als Finale wurde die Zahl „50“ zu klassischer Musik pyrotechnisch gezündet. Nach dem offiziellen Teil luden die Narren noch zum Verweilen beim einen oder anderen Gläschen auf dem Nardiniplatz ein. Das Café Picasso hatte die Bewirtschaftung übernommen und bot Speisen und Getränke zu zivilen Preisen an.
Stadtväter in Ketten
Am 11.11. wurde in Germersheim die „konstitutionelle Monarchie“ ausgerufen, wurden die Stadtoberen und Stadträte entmachtet. Die Rheinstadt wird jetzt von Prinz Christian I. und ihrer Lieblichkeit Prinzessin Isabell I. nebst Kinderprinzessin Alisia I. regiert. Ingo Schneider, Elferrat des Karnevalverein
„Die Rhoischnooke“ (KVG), erklärte den bis dato Amtsträgern, wie sie sich künftig zu verhalten hätten und wie die Machtübergabe stattzufinden habe.
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